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Schulinterner Netzwerktag Oktober 2017

schulinterne Netzwerktage Lehrerausbildung 16.10.2017

Dass am Freitag dem 13. schlimme Dinge passieren, ist ein weit verbreiteter Mythos. Dass dies vor allem diejenigen betrifft, die daran glauben, ist hingegen eine Tatsache. Mit sicherem Griff hatte Studienreferendar Frank Alex diesen Freitag, den 13. Oktober vor den Herbstferien ausgewählt, um im Rahmen des allfälligen schulinternen Netzwerktages der Emil-Possehl-Schule seinen interessierten Kollegen einen Physikunterricht an der Fachoberschule vorzuführen. Um eines vorweg zu nehmen - wirklich schlimme Dinge sind nicht passiert. 

Bereits um 8.30 Uhr war der Konferenzraum 15.3 der Emil-Possehl-Schule von einem Team von Referendaren vorbereitet worden. Frische Früchte und Gebäck lagen neben dem Unterrichtsentwurf von Herrn Alex auf den Tischen zur Kost bereit und so konnte pünktlich um 9.00 Uhr die Veranstaltung beginnen. Neben den auszubildenden Lehrkräften des dritten, zweiten und ersten Semesters begrüßte das Netzwerk der EPS einen Gast, Herrn Dipl.Ing.Georg Kindel, der einen Einblick in das Geschehen eines Ausbildungstages an der Schule gewinnen wollte. Sein Besuch war Grund und Anlass den Tag mit einer kurzen Vorstellungsrunde zu beginnen. Dazu erfolgte eine knappe Erläuterung des Ausbildungskonzeptes der Schule, das auf dem Montagsgespräch, der Unterrichtsübung und dem schulinternen Netzwerktag aufbaut. Dann ging das Geschehen direkt in die Routine des Netzwerktages über. 

Obligatorisch stellte an dieser Stelle der Aspirant Alex seinen Unterrichtsentwurf vor. Neben den Bedingungen und den darauf begründeten didaktischen und methodischen Entscheidungen, werden im Entwurf auch die Lernziele des Unterrichts benannt. Eine kurze Erläuterung des geplanten Unterrichtsverlaufs rundet die Vorstellung ab, bevor die Lehrkraft zu seiner Klasse entlassen wird, um die letzten Vorbereitungen für den Unterricht zu organisieren.

Der Unterricht des Herrn Alex sah vor, dass nach einer bildlich illustrierten Problem- stellung zum Einstieg, die Schüler/innen im Gruppenexperiment an einer ausgeklügelten Apparatur Messreihen durchführen, um aus den Ergebnissen das 3. Newtonsche Axiom (oder auch das Wechselwirkungsgesetz) abzuleiten. Die jungen Physiker/innen konfigurierten auf einer Schiene gegenläufig verschiebbare Federkraftmesser mit verschiedenen Abständen zum Schienenmittelpunkt. Dabei konnten sie feststellen, dass egal welcher Abstand zu Mittelpunkt gewählt wurde, die Auslenkung auf beiden Federkraftmessern stets identisch blieb. Die Ergebnisse wurden von den Experimentatoren in das zu diesem Zweck vorbereitete Versuchsprotokoll eingetragen.

Das Experiment ist das Steckenpferd des Physikers. Neben der Beschreibung der Versuchsanordnung und der Arbeits-Hypothese verlangt die Beweisführung eine genaue Beobachtung und Dokumentation - vor, während und nach dem Experiment. Aufgrund der Erkenntnisse lassen sich dann aus den Messreihen Gesetzmäßigkeiten ableiten, so, wie es die Schüler/innen der FOS auch in diesem Fall schafften: actio = reactio oder auch F1 (Force) = - F2.   Nachdem das Päckchen geschnürt und die Ergebnisse auch schriftlich gesichert waren, beendete Herr Alex seinen Unterricht. Die Referendare und die Schulleitung verließen das Physik-Labor und fanden sich kurz darauf wieder im Raum 15.3 ein. 

Durch das Tagesprogramm führte diesmal, sehr angenehm, der Kollege Andre Rieck. Er verstand es, durch seine ruhige Art einen unkomplizierten weiteren Ablauf der Veranstaltung zu moderieren. So ging es nun zunächst darum, den gezeigten Unterricht in der Reflexion noch einmal ins Bewusstsein zu rufen, um aus vielfältiger fachlicher Perspektive zu evaluieren, welche Stärken gezeigt wurden und an welcher Stelle Handlungsalternativen weitere Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung geboten hätten. Dazu wurde Herr Alex gebeten, seine Sicht der Dinge in einer Selbsteinschätzung bezüglich der Verwirklichung von Unterrichtszielen, der Auswahl und Umsetzung der Methoden, seine Selbstwahrnehmung in der Lehrerrolle – kurz um- des Gelingens des Unterrichts als Solchem vorzunehmen.

Was dann folgte, war die Unterrichtsberatung im Team, sie basierte auf den im Unterricht von den Zuschauern gewonnen Daten. Das der Reflexion des Unterrichts vorangestellte Beobachtungsverfahren (Dimensionen guten Unterrichts nach Dr. Riecke-Baulecke) sieht vor, nach einem vorgegebenen Raster (vgl.) verschiedene Teams mit differenzierten Beobachtungsaufträgen auszustatten, um nach der Durchführung eines beliebigen Unterrichts zu einer sehr genauen Analyse und Einschätzung des Gesehenem beizutragen. Stets in wertschätzendem Ton und in konstruktiver Absicht werden die "Knackpunkte" des Unterrichts eingekreist. Sauber ausgeschnitten, liefern diese Punkte allen Anwesenden viele hilfreiche Hinweise und Anlässe, um auch die eigenen Unterrichtsentwürfe noch präziser zu planen.

In der aktuellen Unterrichtsberatung konnte Herr Alex ein Plus auf der TOP- Seite der Pinnwand erzielen, kein schlechtes Ergebnis für die Feuertaufe. Nach der Evaluation des Unterrichts gingen alle Teilnehmer des Netzwerks in die Mittagspause.    

 Zum Nachmittag wurde Schulrecht erarbeitet. Zum Thema BSPrüfVO (Berufsschul-Prüfungs-Verordnung) eröffnete Schulleiter Herr Jörn Krüger den zweiten Tagesabschnitt. Er ist ein erfahrener Lehrmeister auf diesem Gebiet, war er doch selbst noch einige Jahre zuvor als Schulaufsichtsbeamter im Kieler Bildungsministerium viel Zeit in medias Res. Die Übersicht über die Verordnungen, die einzelnen Schularten der EPS betreffend, gehören zum wichtigen Grundwissen jeder Lehrkraft. Nach der Erfahrung Krügers seien die Zusammenhänge des Schulrechts nicht sonderlich geeignet, um sie dozierend zu vermitteln, man müsse sich mit ihnen befassen. So war der Nachmittag der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst mit Teamarbeit erfüllt, bei der die Kurzinhalte der Prüfungsverordnungen der verschiedenen beruflichen Schularten recherchiert und in ihrer inhaltlichen bzw. strukturellen Übereinstimmung verglichen wurden. Die Auswertung der Ergebnisse ließ im anschließenden Diskurs, bei einer lebhaften Auseinandersetzung mit Fallkonstellationen und Sachlagen, auch der einen oder anderen Anekdote seitens der Schulleitung, die Zeit schnell verfliegen. Auch Herr Krüger konnte auf die durchaus hintergründigen Fragestellungen der Auszubildenden ein ums andere Mal beweisen, dass er in puncto Navigation zwischen den Paragrafen noch nichts verlernt hat.

Die umsichtige Planung des Netzwerktags oblag wie immer den fähigen Händen des Ausbildungskoordinators Herrn Stefan Schuhr, der in ständiger Entwicklung des Ausbildungskonzeptes der EPS die Mitarbeit an den Vorbereitungen, die Durchführung und die Nachbereitung vertrauensvoll an die Lehramts-Anwärter delegierte, sodass wir ein auf einen durchaus kultivierten Freitag, den 13. Oktober 2017 zurückschauen.