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Abteilung Metalltechnik

Berufsschule Metalltechnik 22.12.2020

Aufbau eines modernen Messlabors

Das ISO GPS (Geometrische Produktspezifikation)-Normensystem ist ein komplexes, umfassendes Normenwerk, mit dem Ziel, widerspruchsfreie Regeln bereitzustellen, um eine Geometrie vollständig und eindeutig gemäß ihrer Funktion zu definieren und sie entsprechend messen zu können.

Steigende Anforderungen an die Qualität und Zuverlässigkeit technischer Produkte sowie an die Fertigungsprozesse haben zu der Erkenntnis geführt, dass allein mit Hilfe von Maßtoleranzen eine Einschränkung der Geometrie eines Bauteils und damit die Sicherstellung von Funktion und Austauschbarkeit nicht möglich ist. So kommt es immer wieder vor, dass es trotz der Einhaltung der Maßtoleranzen von Bauteilen zu Problemen bei der Montage kommt, da die Bauteile nicht zueinander passen. Eine technische Produktdokumentation (technische Zeichnung) muss heute ein Bauteil eindeutig und vollständig beschreiben und darf keine Interpretationsspielräume für Produktion und Qualitätssicherung, Kunde oder Lieferant offenlassen. Dies ist nur mit Hilfe von geometrischen Toleranzen (mitunter auch noch als Form- und Lagetoleranzen bezeichnet) möglich.

Daraus ergibt sich, dass sich die Bemaßung und Tolerierung von Bauteilen in technischen Zeichnungen verändert. Neben dem Erstellen der technischen Zeichnungen müssen die Auszubildenden auch in der Lage sein, die geometrischen Spezifikationen zu verifizieren, heißt die Geometrie zu messen.

Das Messen mit dem Messschieber und der Bügelmessschraube sowie der Umgang mit verschiedenen Lehren ist Teil der Grundausbildung in allen Metallberufen. Unsere Auszubildenden lernen Maßtoleranzen von Bauteilen nach Zeichnungsangaben zu prüfen und diese zu interpretieren. Da sich die Anforderungen wie oben beschrieben verändert haben, reichen die herkömmlichen Messmittel für die nun verlangten Qualifikationen nicht mehr aus. Um unserem hohen Anspruch in der Berufsausbildung gerecht zu werden, kamen wir zu dem Schluss, unser altes Messlabor zu modernisieren.

Das Lübecker Unternehmen Dräger hat eine Reihe Auszubildende an unserer Schule und ist sehr daran interessiert, dass die neuen Bildungsinhalte, welche noch in keinem Schulbuch veröffentlicht wurden, zeitnah vermittelt werden. Herr Hupfeld, Ingenieur beim Unternehmen Dräger und aktives Mitglied im Normenausschuss Maschinenbau, bot uns eine Fortbildung zu dem Thema in seinem Unternehmen an. Die Fortbildung startete im April 2019 und findet in regelmäßigen Abständen bis heute statt. Hier entstand der Gedanke eines neuen Messlabors. Zusammen mit Herrn Hupfeld entwickelten wir das Layout des neuen Messlabors.

Dieses besteht aus vier Arbeitstischen, auf denen die Auszubildenden mit Handmessmitteln die Geradheit, die Ebenheit, die Parallelität, die Rechtwinkligkeit und den Rundlauf prüfen können. Dazu mussten spezielle Messtische in unserer Werkstatt gefertigt werden. Diese Messtische wurden durch S. Vahldiek-Richter, T. Bielau und T. Falckenhagen gemeinsam nach den Vorgaben von technischen Zeichnungen hergestellt. Die Herausforderungen bei der Herstellung dieser Messtische bestand darin, eine möglichst gute Ebenheit der Messplatte zu fertigen. Die Endkontrolle der erreichten Ebenheit erfolgte durch Herrn Hupfeld auf einer Koordinatenmessmaschine der Firma Dräger und ergab einen sehr guten Wert von 17 Mikrometer. Für diese Endkontrolle möchten wir uns an dieser Stelle herzlich bei Herrn Hupfeld bedanken.

Ebenfalls können unsere Auszubildenden die Oberflächenrauheit von Bauteilen mit einem Tastschnittprüfgerät ermitteln.

Die Rundheit bzw. die Zylindrizität, Flächenprofile, Positionstoleranzen können mit einem Messarm (Neuwert von 125.000 €), welchen die Firma Dräger der EPS als Spende zur Verfügung gestellt hat, geprüft werden. Unser besonderer Dank gilt dem Unternehmen Dräger für diese große Unterstützung.

Des Weiteren steht ein Höhenmessgerät Digimar 817 CLM zur Verfügung.

Als Ort für das neue Messlabor eignete sich der Raum H202.1. Dieser wurde hauptsächlich als Lagerraum genutzt. Durch das Entfernen von nicht benötigen Lernmitteln und die Umlagerung von Lernmaterial konnten wir den Raum zu einem neuen Messlabor umgestalten. Für die Umräumaktion möchten wir uns bei den Kollegen aus der Metallabteilung für ihren Einsatz recht herzlich bedanken.

Nach der Bausanierung zu Beginn des kommenden Jahres möchten wir das neue Messlabor in Betrieb nehmen.

Schwerpunkt unserer weiteren Arbeit zu diesem Thema wird das Entwickeln von Unterrichtskonzepten sein sowie die Inbetriebnahme des neuen Messlabors.

Wir freuen uns darauf, das neue Messlabor zeitnah in die Ausbildung an der Emil-Possehl-Schule Lübeck zu integrieren und unsere Auszubildenden für die neuen Anforderungen im Beruf adäquat zu qualifizieren.

Die Arbeitsgruppe Messtechnik GPS
(Thorsten Bielau, Sydney Vahldiek-Richter, Ralf Borowsky, Uli Gräser)

Text: Ralf Borowsky
Fotos: Uli Gräser, Sydney Vahldiek-Richter, Thorsten Bielau