An der schulinternen Fortbildungsfahrt nach Weimar nahmen 19 Kolleginnen und Kollegen der Bau-Agrarabteilung teil.
Neben der obligatorischen Stadtführung durch die überschaubare Stadt besuchten wir die nach dem Brand im Jahre 2004 immer noch nicht ganz vollständig restaurierte "Herzogin Anna Amalia-Bibliothek", deren perfekt wiederhergestellter Rokoko-Saal mit seinen Buch- und Kunstschätzen, Büsten und Gemälden einige von uns gar nicht mehr losließ. Eine an der Brandrestaurierung beteiligte Architektin berichtete uns fachkundig über die problematische Durchführung und den Erfolg der Restaurierung und erläuterte die entsprechend angewandten Techniken. Architektonisches Kontrastprogramm war das "Haus Am Horn" als einzige realisierte Bauhausarchitektur in Weimar, seit 1996 zum Weltkulturerbe der UNESCO ernannt. Durch das Gebäude führte uns der Leiter des Bauhausmuseums zu Weimar persönlich.
Seine Freude an uns allen war so groß, dass er seine umfangreichen Kenntnisse mit einem gemeinsamen Spaziergang zur perfekt restaurierten Bauhausuniversität fortsetzte. Dort angelangt, führte er uns in das sogenannte "Walter Gropiuszimmer", das ehemalige Direktorenzimmer des Bauhauses von 1923. Dort durften wir alle Platz nehmen und uns fühlen wie die Bauhausstudenten der 20er Jahre.
Am folgenden Tag beeindruckte Goethes Wohnhaus durch die räumliche Tiefe der Zimmerfluchten und die umfangreichen Sammlungen. Hier spürte man den alten Geheimrat als Naturwissenschaftler und Sammler umfangreicher geologischer Exponate.
Die Interessen unserer Tiefbauer wurden durch eine Besichtigung der Parkhöhle bedient, die zwecks erheblicher Enge nur in zwei Gruppen -mit Helmen gesichert- begangen werden konnte. Zwölf Meter unter der Erde erfuhren wir Interessantes zur Geschichte dieser künstlichen Bergbauanlage aus der Goethezeit, die ursprünglich dem Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach als "Bierkühlschrank" dienen sollte. Goethe erforschte dort die in dem Travertingestein befindlichen Fossilien. Einzigartige Blicke in die erdgeschichtliche Vergangenheit eröffneten sich uns. Dort, wo die alten Stollenwände nicht durch jahrhundertealte Trockenmauern oder neuere bergbauliche Befestigungen gesichert waren, konnten wir die Spuren der Eiszeit erblicken.
Der darüberliegende "Park an der Ilm" ist eine besondere gartenarchitektonische Berühmtheit. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts entfernte man barocke Gartenelemente und Skulpturen und errichtete einen riesigen Landschaftsgartenpark englischen Stils mit interessanten Baudenkmälern und botanischen Kostbarkeiten. Es gibt riesige alte Blutbuchen, Amerikanische Eichen, Tulpenbäume, einen Geweihbaum und sehr alte Eiben. Im sogenannten "Römischen Haus" kann man eine Ausstellung über die Entstehung und Geschichte des Parks anhand vieler alter Stiche bewundern.
Die Abende verbrachten wir gemeinsam in alten Weimarschen Gaststuben -natürlich ganz traditionell mit original thüringischem, deftigem Essen. Untergebracht waren wir ebenso traditionell: in einem historischen Gebäude am Frauenplan, das seit der Wende ein schönes Hotel ist und gleich gegenüber dem Goethehaus liegt.
Gut tat uns allen das wärmere Klima. Häufig trafen wir uns abends im lauschigen Innenhof des Hotels und zogen dann weiter in eine altweimarsche Lokalität, wo wir gut essen und bis Mitternacht im Freien sitzen konnten.
Am Sonntag fuhren wir mit der Bahn, die an Zuverlässigkeit (fast!) nicht zu überbieten war, nach Hause. Es war ein geselliges, lustiges, lehrreiches, farbiges, kulturell anspruchsvolles und bisweilen auch abenteuerliches Wochenende, das uns alle wieder ein bisschen mehr zueinander geführt hat.
Dagmar Ströder - Emil-Possehl-Schule Lübeck