Es war einmal eine Gruppe von neunzehn wissbegierigen Lehrerinnen und Lehrern der Bau- und Agrarabteilung, die sich an einem schönen Novembertag im Jahre 2012 auf den Weg machten, die alte Stadt Potsdam (ursprünglich sorbisch: Podstupim) zu besuchen. Dort warteten kleinere Abenteuer, spannende Vorträge und gesellige Zusammenkünfte auf sie. Drei besondere Verzauberungen dieser Reise hielten die Tage für sie bereit:
Für den Laien mag sich dies sehr nach einem trockenem Theoriestoff des Bauwesens anhören… aber Herr Th. Baecker, der seinen beruflichen Schwerpunkt im vorbeugenden Brandschutz gefunden hat, hat die Fortbildungsreisenden mit vielen Beispielen und kleineren Anekdoten in den Brandschutzbann ziehen können. Insbesondere am Beispiel der wieder zu errichtenden Garnisonskirche in Potsdam zeigte ihnen der diplomierte Ingenieur, wie an historischen und wiederaufgebauten Gebäuden vorbeugender Brandschutz umfangreich geplant und umgesetzt werden wird.
Allgemein müsse der Brandschutz, das letzte Glied in der Bauabnahmekette, oft als "zeitverzögerndes Stiefkind" herhalten, wenn es um die endgültige Bauabnahme gehe, denn sämtliche Veränderungen während des Baus - was laut Herrn Baecker sehr häufig vorkomme, deutlich an bekannten aktuellen Baumaßnahmen (z. B. Flughafen Berlin) - haben Auswirkungen auf den vorab erstellten Brandschutzplan, der sich den neuen Wünschen des jeweiligen Bauherrn vorschriftsmäßig anpassen müsse.
Durch diesen kurzweiligen Vortrag mit einem angeregten Austausch der sehr interessierten Kolleginnen und Kollegen wurde der Impuls für eine weiterführende Fortbildung im nächsten Jahr in Lübeck gesetzt, dem Herr Baecker gern nachkommen möchte.
"Wenn ich noch einmal auf die Welt komme, werde ich wieder Gärtner, und das nächste Mal auch noch. Denn für ein einziges Leben ward dieser Beruf zu groß."
Ein Zitat von Karl Foerster (1874 - 1970), der ein besonderer Staudengärtner und Gartenphilosoph war und mit seinem privaten Garten in Potsdam-Bornim ein Gartendenkmal erschuf, dessen Tradition mit großer Sorgfalt weitergeführt wird.
Auch wenn das o.g. Zitat von dem Gartenphilosoph Karl Foerster selbst geprägt wurde, haben sich sicherlich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Fortbildung sehr gut vorstellen können, dass Frau Kretschmann, die uns einzigartig und mit sehr fundiertem Fachwissen durch den ehemals privaten Staudengarten führte, ebenso Urheberin des oben formulierten Lebensprinzips sein kann.
Mit großer Leidenschaft stellte sie den neugierigen Besuchern das große Ganze und die kleinsten, liebevoll arrangierten Details aus dem Garten vor, in dem sie ihr Leben lang mit großem Einsatz gearbeitet hat - da wurde auch während der Führung schnell ein bisschen am "Wild-"(Un-)Kraut gezupft, um in der geordneten Unordnung eines Staudengartens das richtige Aussehen zu erhalten.
Mit einem Rucksack voller botanischer Namen (Delphinium, Phlox panicula, Geranium patricia u.v.m.), kleinen Geschichtchen rund um die Staudengärtnerei (z.B. über das Liebestaubenpaar Mathilde und Barbarossa) und der Idee eines sog. Senkgartens gingen die Potsdam-Reisenden zufrieden in der herbstlichen Sonne zurück in das Altstadtzentrum, wo sich der Wandertrupp der Esskultur im traditionellen Restaurant "Zum Fliegenden Holländer" hingab - einige haben auf ihrem Rückweg in der Dämmerung noch einen Blick auf das berühmte Schloss Sanssouci werfen können, welches trotz seines Bekanntheitsgrades nicht Thema und Inhalt dieser Reise gewesen ist.
"Wer Träume verwirklichen will, muss wacher sein und tiefer träumen als andere."
Karl Foerster
Auch wenn sich dieses Zitat von dem o.g. Gartenphilosphen nicht unbedingt auf das Thema Stadtentwicklung bezog, ist es auf die Visionen, Planungen und derzeitigen, sowie zukünftigen Baumaßnahmen in Potsdams Altstadtzentrum übertragbar. Die Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte und des Landtagneubaus (Der Landtagneubau mit der historischen Fassade des Stadtschlosses steht mittlerweile kurz vor seiner Fertigstellung.) nach dem historischen Rokoko-Bild des 18. Jahrhunderts ist ein Projekt für Träumer. Die Spuren der DDR-Zeit - funktionaler Plattenbau - werden dabei "verwischt" bzw. unsichtbar gemacht.
Träume, die nur mit Förderern und Sponsoren umzusetzen sind. Potsdam eine Stadt mit Charme, Charakter und Finanzkraft. Sicherlich eine weitere Reise wert, um die vielen kleinen Winkel und Sträßchen, Ecken und Viertel, Schlösser und Parks noch intensiver unter die Lupe zu nehmen. Zumindest sollte man darüber nachdenken, in 15 Jahren noch einmal vorbeizuschauen, wenn sich auch der Stadtkanal wieder mit Wasser gefüllt durch Potsdam schlängeln wird.
Frau Lütche hat der Bau- und Argrargruppe eine informative, spannende, anschauliche, aber auch kritische und mit Witz und Anekdoten angereicherte Stadtführung geschenkt. Selbst die an diesem Tag erste Winterkälte wurde durch gebanntes Zuhören und Anschauen erst spürbar, als der Spaziergang durch einen Teil der neuen Stadtentwicklung zu Ende war.
Zum Aufwärmen und Innehalten "überfiel" die Reisetruppe ein kleines Restaurantcafé im Holländer-Viertel "Poffertjes en Pannekoeken", um danach gestärkt den Ausklang dieser kleinen Fortbildungsfahrt zu genießen.
Und mit etwas Glück sieht man noch heute Ur-Ur-Enkeltauben des verliebten Paares durch die Siedlung Potsdam-Bornim fliegen - man erkennt sie an der roten und weißgefleckten Einfärbung ;-) .
Bericht: Anja Döring, EPS Lübeck
Fotos: "Das Team vom Bau", EPS Lübeck